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Abgelenkt

Ursprünglich war der Abtissensee am Autobahnkreuz Bamberg nur als kleiner Abstecher auf dem Rückweg von den Röckelein Baggerseen angedacht. Nach den "Highlights" von zwei Rebhühnern und sechs Tundrasaatgänsen, allerdings in großer Entfernung, sollten von der Beobachtungshütte dort vielleicht einige schöne Aufnahmen aus geringer(er) Distanz möglich sein. Den ornitho-Eintragungen vom Vortag zu Folge konnte ich mit den häufigen Entenarten rechnen. Ein kurzer Schwenk mit der Optik über den See bestätigte diesen Eindruck: Stock-, Reiher-, Tafel-, Schnatter- und Kolbenenten in z.T. ansehnlicher Zahl. Damit wäre denn mein Besuch eigentlich auch schon vorbeigewesen, wenn nicht die zahlenmäßig am stärksten vertretene Vogelart mich wortwörtlich abgelenkt hätte.

 

Die Rede ist von den Blässhühnern, so gewöhnlich, dass ich ihnen meistens keine Erwähnung in einem Beobachtungsbericht schenke. Mehrere Dutzend hatten sich auf der Wasserfläche eingefunden und waren unablässig damit beschäftigt, in Zwei-, Drei- und auch Vierkämpfen ihre Kräfte zu messen. Die Auseinandersetzungen waren heftig und auf den weißen Blässen fanden sich bei den allermeisten bereits Verletzungsspuren. Als die Hauptarena sich nach und nach meinem Beobachtungsort annäherte, konnte ich nicht umhin, einige Minuten in die Photographie zu investieren. Eine kleine Auswahl habe ich in der Slideshow zusammengestellt.

Ähnlich abgelenkt wurde ich gestern Nachmittag am Bamberger Hafen. Das ursprüngliche Ziel waren natürlich die Möwen, die in der Kompostierungsanlage Jahr für Jahr die dominante Artgruppe im Winterhalbjahr stellen. Die Möglichkeiten, diesen Gebietsteil einzusehen, sind bekanntlich stark eingeschränkt, dennoch gelang die Sichtung einer Steppenmöwe, hunderter Lachmöwen und Stare, zweier Weißstörche, mehrerer Mäusebussarde und eines Rotmilans. An sich ebenfalls kein "schlechtes" Ergebnis (unter den Beobachtungsbedingungen), doch schnell lenkte ein undefinierbarer graubrauner Fleck im Augenwinkel meine Aufmerksamkeit auf sich. Ein Sperber hatte sich in meiner direkten Nähe niedergelassen, mit Beute in den Klauen! So beeindruckend für mich und erfreulich es für den Sperber auch war, desto kürzer die Freude darüber. Rabenkrähen hatten die erfolgreiche Jagd ebenfalls beobachtet und versuchten nun dem kleinen Greif, seine Beute, einen der schier unzähligen Stare, abspenstig zu machen. Immer wieder musste der Sperber mit seiner Beute davonfliegen, erst entlang der Straße, bis er dann kurze Zeit später aus meinem Sichtfeld entschwand; vielleicht ist es ihm ja gelungen, ein ruhiges Plätzchen zu finden.

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