Es ist Anfang April und der Vogelzug bringt die nächsten Neuankömmlinge. Besonderes Interesse habe ich an den Blaukehlchen, die seit kurzer Zeit wieder an den heimischen Schilfflächen eingetroffen sind. Die prächtigen Männchen sind stets ein Hingucker und am Beobachtungsturm am Sichelsee normalerweise ohne Probleme aus kurzer Distanz zu beobachten (zumindest wer ein klein wenig Geduld mitbringt). Dieses Jahr stellte allerdings eine Besonderheit dar, denn die Blaukehlchen waren zwar in ihren Revieren schon angekommen und sangen auch aus voller Kehle, blieben jedoch ungewöhnlich scheu und zeigten sich kaum außerhalb ihrer Deckung. An dieser Stelle gelang daher kein wirklich passables Bild.
Für ein wenig photographische Abhilfe sorgte da ein Zilpzalp direkt unterhalb des Turmes und ein jagender Turmfalke auf einem Feld in der Nähe. Ebenfalls etwas sonderbar war das späte Erscheinen der Grauammern im Wasserschutzgebiet, die üblicherweise schon ein oder zwei Wochen früher ihre Reviere dort besetzen, sodass man schon befürchten musste, dass sie ihr traditionelles Brutgebiet ganz geräumt hätten.
Erfolgreicher war dagegen kurz darauf ein Besuch an der Sandgrube Zapfendorf. Die erste Wiesenschafstelze und die erste Mehlschwalbe des Jahres waren schon in den ersten fünf Minuten auszumachen. Auf dem See zeigte sich schließlich eine dezente, aber ansehnliche Auswahl an Gründelenten und Limikolen (in kleiner Zahl), freilich auf große Distanz, sodass an gute Bilder nicht zu denken war. Anders sah es dagegen mit zwei "Kehlchenarten" aus, die Disteln und andere etwas höherwachsende Pflanzen als Singwarten nutzten. Zuerst waren es zwei Schwarzkehlchen, die sich nach und nach meiner Position näherten. Zu guter Letzt flog dann auch ein Blaukehlchen aus seiner Deckung heraus und setzte sich auf die Spitze einer Distel. Ein schöner Anblick, der gerade lang genug währte, um diesen Eindruck noch mit der Kamera festzuhalten. Damit ist das "Kehlchenquartett" nun vollständig: Rotkehlchen sind bekanntlich auch im tiefsten Winter bei uns zu beobachten, ein Braunkehlchen konnte ich völlig atypisch schon Mitte März bei Haßfurt sichten und nun noch Blau- und Schwarzkehlchen.
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