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... und noch ein bisschen eisiger

Es wirkt schon logisch: Je extremer die Temperaturen und Wetterverhältnisse werden, desto mehr besondere Wintergäste dürften doch auftreten, oder? Ganz so einfach ist es natürlich nicht, aber der Zusammenhang ist definitiv auch nicht völlig von der Hand zu weisen. Jedenfalls zeigt sich der Winter erstmals wirklich mit Schnee und Dauerfrost; in einer Nacht fiel die Temperatur sogar auf -15 °C. Die tieferen und größeren Gewässer sind freilich noch nicht eingefroren und die Beobachtungsbedingungen für spannende Wasservögel bleiben gut. Ja, mag vielleicht auch die Mehrheit nach der Schneeflucht vor drei Wochen bereits wieder abgezogen sein, so scheint sich das frostige Wetter an mancher Stelle zwar nicht auf die Quantität, jedoch auf die Qualität ausgewirkt zu haben: Am Dürrlohspeicher in der westlichen Oberpfalz entpuppte sich kürzlich ein zuvor als Prachttaucher gemeldeter Vogel tatsächlich als Eistaucher!

 

Glücklicherweise erreichte mich die Nachricht zu einem günstigen Zeitpunkt, sodass ich kurz darauf eine Nachsuche starten konnte. In dem künstlichen Speicherbecken war der seltene Gast schnell gefunden. Wieder einmal sehr weit entfernt, sodass es bei den schlechten Lichtverhältnissen sogar schwierig war, ein scharfes Belegbild anzufertigen. Natürlich bin ich nicht gleich nach dem Abhaken des Eistauchers wieder gefahren, sondern habe auch noch einen Blick auf die anderen anwesenden Vögel geworfen. Zum Glück! Denn unter den Lachmöwen befand sich eine weitere "kleine" Möwe mit schwarzem Schnabel, Ohrenfleck und Schulterband oder anders gesagt die diesjährige Dreizehenmöwe, die mir ein paar Tage zuvor am Rothsee verwehrt geblieben war. Was für ein Tag: Zwei Seltenheiten innerhalb weniger Minuten!

Beflügelt durch diese fantastischen Beobachtungen auf den Gewässern der Region, fragte ich mich, ob sich das womöglich auch auf den Feldfluren übertragen lässt. Drei Tage später machte ich mich auf, um in den Abendstunden die Jurahochfläche bei Berching abzusuchen. Zuerst sah es so aus, als wenn sich außer Rabenkrähen und Turmfalken angesichts frostiger -10C nichts nach draußen gewagt hätte.

 

Allerdings sah ich, kurz bevor das Licht endgültig zu schwach geworden war, rechter Hand einen kräftigen Greifvogel auf mich zufliegen. In gefühlt 99% Fälle handelt es sich dann immer doch nur um einen "gewöhnlichen" Mäusebussard, aber dieses Mal lag das Gefühl sofort richtig und war nicht durch Wunschdenken verstellt: Dunkelbrauner Bauch, heller Brust- und Kopfbereich, schwarze Karpalflecken und - vermutlich das sicherste Kennzeichen -  eine schwarze, breite Endbinde auf dem Unterschwanz. Es handelte sich definitiv um einen Raufußbussard, ein spärlicher, aber zumindest regelmäßig hier erscheinender Wintergast, der aber aufgrund der Variabilität des Mäusebussards häufig verwechselt wird. Mal sehen, was dieser Winter noch so bringen wird ...

Raufußbussard
Raufußbussard

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