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Im Reich der Zippammern

Die Zippammer gehört sozusagen zu den Spezialitäten der fränkischen Avifauna, denn die eigentlich aus europäischer Sicht mediterrane Singvogelart kommt in Deutschland vorwiegend entlang des Rheintals (bis Bonn) und in einigen wenigen, deutlich kleineren Gebieten vor. Die Muschelkalkhänge am Untermain gehören zu diesen Letzteren und stellen innerhalb von Bayern den Verbreitungsschwerpunkt dar. Das letzte Mal war ich vor drei Jahren auf der Suche nach der gefragten Spezies. Damals habe ich mich auf das Naturschutzgebiet Grainberg-Kalbenstein konzentriert, das in den letzten Jahren meist 5 oder sogar mehr Pärchen beherbergen konnte. Der Einfachheit halber habe ich mich auch heute auf dieses beschränkt.

 

Tatsächlich erwies sich das Gelände wieder einmal als sehr zuverlässig. An etwa der gleichen Stellen wie 2016 ließ sich die erste rufende Zippammer ausmachen, entlang des Weges zwischen der Falteshütte und der Ortschaft Gambach. In etwa auf halber Strecke passiert man einige Weinberge, wo sich noch ein Pärchen sowie ein einzelner Sänger aufhielten. Nur mit dem perfekten Traumbild wurde es an dieser Stelle nichts, denn keine von diesen setzte sich wegesnah in Pose oder war überhaupt zu sehen. Oft war nur der unscheinbare Ruf, ein etwas saugendes zip, zu hören.

Wessen Interesse sich allein auf die Vogelwelt beschränkt, sollte im Anschluss an die Weinberge am Waldrand nach rechts abbiegen. Ein Wegweiser macht den richtigen Weg zum "Edelweiß" kenntlich, der zunächst bergauf führt und dann entlang der Hangkante führt. Überhaupt sind die Wege hervorragend ausgeschildert, eine deutliche Verbesserung seit meinem letzten Besuch. Der "Höhenweg" ist zwar für Zippammern weniger interessant, aber dennoch können hier einige schöne Beobachtungen gemacht werden, heute in Form meiner ersten zwei Fitisse in diesem Jahr. Spannender wird es wieder beim steilen und je nach Witterungsbedingungen ein wenig schwierigen Abstieg. Allgemein sind einige Wegstrecken nur schmale und z.T. steile Pfade. An angemessenes Wanderschuhwerk sollte man also bei einem Besuch denken.

 

Beim schon erwähnten Abstieg begegnete ich noch einem weiteren Zippammer-Pärchen, das zwar häufiger die Position wechselte, sich dafür aber wesentlich photogener zeigte. Evt. gibt es in der Umgebung noch weitere Zippammern, der Lebensraum jedenfalls ist perfekt. So wie es scheint, entwickelt sich die unscheinbare Vogelart verhältnismäßig gut in Unterfranken. Es könnte sich daher lohnen in geeignetem Habitat im Maintal Ausschau zu halten. Nachdem mir hier jedoch ein paar Aufnahmen gelungen sind, konnte ich die Runde zufrieden beenden und den Heimweg antreten. Für ein weiteres (bekanntes) Beobachtungsgebiet fehlte mir die Zeit.

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